Postsparkasse Zentrale
Das achtgeschoßige Gebäude der Österreichischen Postsparkasse war bis 2017 die Zentrale der Bawag P.S.K. und ist eines der bekanntesten Jugendstilgebäude Wiens.
1904 bis 1906 als k.k. Postsparcassen-Amt nach Plänen von Otto Wagner am Georg-Coch-Platz 2 in der Ringstraßenzone in der damals ganz neuen Stahlbetonbauweise erbaut, wurde das Gebäude am 17. Dezember 1906 eröffnet. Es wurde 1910–1912 erweitert, unter anderem um einen Kassenraum für den Effektenverkehr.
Im Zuge der Verbauung der Ringstraße wurde das Gebäude, wesentlich später als andere Teile der Straße, als Zentrum des Stubenviertels geplant. Vorher hatte sich bis um 1900 auf dem Areal die Franz-Joseph-Kaserne des k.u.k. Heeres befunden, bei der das Franz-Joseph-Tor auf den Stubenring führte.
Die Fassade ist mit quadratischen Marmortäfelchen und Aluminiumapplikationen belegt, die an einen Geldspeicher erinnern sollen. An Tief- und Hochparterre sind Granitplatten angebracht. Dies gilt als besonders geglückte Synthese aus Funktionalität und Ästhetik: Die Nieten, mit denen die Marmorverkleidung scheinbar an der Wand befestigt ist, sind ausschließlich Ornament und gliedern die Fassade. Da die ca. 10 cm dicken Platten vom Putz gehalten werden, kommt den Nieten keine tragende Funktion zu.
Wagner, der den vom österreichischen Chemiker Carl Josef Bayer für die industrielle Fertigung perfektionierten Werkstoff Aluminium sehr schätzte, benutzte das Material nicht nur für die Nieten, sondern auch für andere Schmuckelemente außen und innen am Gebäude, etwa für die Portikussäulen und die Gebläse der Zentralheizung.
Im quadratischen Hof in der Mitte vorne ist das doppelte Glasdach des darunter liegenden Kassensaals zu erkennen; die untere Dachschale der Halle ist gewölbt. Der Fußboden im Kassensaal besteht aus Glaskacheln, die Licht in die darunterliegenden Räume leiten (Postfach- und Postsortierräume); es ist darunter tatsächlich taghell.
Otto Wagner hatte von Anfang an die großen Säle wie den Kassensaal und die darunterliegenden Räume klimatisiert; die großen Aluminiumlüfter im Kassensaal sind besonders markant. Allerdings wurden sie von ca. 1984 bis 2005 in die umgekehrte Richtung als von Wagner vorgesehen betrieben. 2005 wurde die ursprüngliche Strömungsrichtung wiederhergestellt.
An den heißesten Tagen des Jahres reichen die Schatten der Nachbargebäude nicht bis zum Postsparkassengebäude heran, so dass das Gebäude, von der Sonneneinstrahlung gesehen, auch komplett allein stehend nicht stärker erwärmt würde. Das ergab eine Simulation der Einstrahlungsverhältnisse am Computer, die auch beim minutenweisen Vergleich mit der Wirklichkeit bestätigt wurde. Durch die glatten Außenwände und die klare Geometrie des Grundrisses war der Vergleich zwischen Simulation und Fotografie besonders deutlich zu sehen.